Donnerstag, 11. November 2010

Mal metaphorisch geschrieben...

Mal metaphorisch gemeint, kann mensch doch eine Meinung zu Atomkraft haben, ohne Physikstudium oder einem kleinen Testatomreaktor im Garten.
Und genauso wie andere eine Meinung zu Atomkraftwerken haben ohne einen Atomkraftwerk im eignen Garten, habe ich eine zu Bildung ohne Kinder zu haben, zur Kirche ohne jemals einer angehört zu haben, zu dem Gender pay-gap ohne sicher zu sein, ob ich davon betroffen bin, oder oder oder.

Zu Sexismus habe ich auch eine Meinung, aber da brauch ich nicht vergewaltigt worden zu sein, um betroffen zu sein. Da reicht es mir schon, abschätzende Blicke auf meinem Körper zu haben, geschmacklose Sprüche in der Werbung zu sehen, von medienpräsenten Personen oder im eigenen Bekannten- und Kollegenkreis zu hören. Wir machen alle mal einen Scherz, der auch mal völlig daneben ist. Aber manches, was einige noch mit Achselzucken und Grinsen abtun, stößt bei mir schon auf Gegenwehr. Mich beschleicht das Selbe beklemmende Gefühl wie damals, als ich im Krankenzimmer des Kinderhortes lag und auf einmal ein Junge mit seinen Freunden im Raum stand. Er sich zu mir legte und, während ich mich immer weiter zur Wand drückte, drückte er sich an mich. Die anderen lachten und einer sagte, wenn ich schreie, wird es keiner hören, schließlich sind alle draußen beim Spielen. Ich wollte nicht wissen, was sie tun, wenn ich es trotzdem versuchen würde, ich presste die Augen zusammen und hoffte, sie würden wieder gehen. So geschah es auch.
Später in der Ausbildung und auch danach noch im Beruf gab es dann immer mal derbe Sprüche von Kollegen und auch wenn ich mich daran gewöhnte, weil es ja normal und irgendwie in Ordnung zu sein schien, gefielen sie mir nicht. Ich wollte nicht von Männern, die mindestens doppelt so alt waren wie ich, hören, dass so ein wenig mehr Fleisch auf den Rippen, so wie bei mir, doch richtig geil wär, so richtig schön zum Reingrabschen. Auch wenn es nicht um mich ging, regten mich Sprüche auf, die nur darauf abzielten, Frau zum Objekt zu degradieren, und mit einem Ernst und einem Ausdruck zu Tage gebracht wurden, der alle Beteuerungen, das sei doch nur Spaß, haha, Lügen strafte. Mit dem Argument wird ja seit jeher versucht, Geschmackslosigkeiten zu verharmlosen. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich diesen Spruch schon hörte. Er rangiert in meiner Liste der dümmsten Dummheiten direkt neben "na die hat wohl ihre Tage" und "müsste mal wieder richtig durchgeknallt werden, die Alte".
Vielleicht schrillen inzwischen zu früh meine Glocken bei dem Verdacht auf Sexistische Äußerungen, aber insgesamt muss ich sagen: Ich hab die Schnauze voll davon. Ich will es nicht mehr hören. Ich find das in keinster Weise witzig und ich weiß inzwischen, ich bin da nicht die einzige und dass es wirklich nicht in Ordnung ist, nur weil der Großteil lacht. Der Großteil fühlt sich damit vielleicht wohl, ich aber nicht und an dem Punkt entscheide ich für mich, wegen anstößiger Werbung Beschwerde beim Werberat einzureichen, andere auf den sexitischen Inhalt ihrer Äußerungen hinzuweisen und drüber nachzudenken, was ich eigentlich alles für Äußerungen von mir gebe, den ganzen Tag. Denn soviel Selbstreflexion biet ich dann doch auf, dass genug von dem was ich sag, auch nicht so ganz in Ordnung ist und den ein oder anderen Hörer bitter aufstoßen könnte.

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